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Friday, October 20, 2006

Black Dahlia

Grand Guignol oder Film Noir?
von burli

Für einen Film Noir nicht düster genug, für realistische Spannung zu klischeehaft, für einen stillvoll überzeichneten Film über die 40er Jahre nicht klischeehaft genug, für einen Dialogfilm, der von Charakteren lebt, nicht authentisch genug, für einen Thriller nicht spannend genug. Was dazu fehlte, waren glaubwürdige Schauspieler und vor allem eine Identifikationsfigur. Wenn der Herr Eis nicht einmal dazu in der Lage ist, seinen Feuer-Kumpel unter vier Augen zu fragen, warum er denn in letzter Zeit so mies drauf ist, dann tue ich mir schon schwer, mich mit einem dermaßen unverständlichen Verhalten zu identifizieren. Weiters starrt eine Frau Johansson nur naiv durch die Gegend (oder vielleicht ins Narrenkasterl gar?), hat dabei das Goscherl leicht offen und ist anscheinend der Meinung, dass es reicht, pseudo-stillvoll eine nach der anderen zu rauchen um geheimnisvoll zu wirken. Auf ihr – meiner Meinung nach völlig aus der Zeit gerissene - Zitat: “Auf meine Supercops!“ möchte ich gar nicht näher eingehen.

Der Film an sich ist weiters verworren, verlangt einem nicht hoch konzentrieren Zuschauer zu viel ab, schlägt mit den Handlungssträngen über die Stränge (kleiner Wortwitz, Sie verzeihen), hält aber weder die Begeisterung noch die Spannung des Publikums bei der Stange. Mitten im Film vergisst man fast, worum es geht und dass die einzelnen Fäden in der unwirklich anmutenden und unter Twist-Zwang leidenden Geschichte zum Schluss zusammenfinden, ist einem nach einer unfreiwilligen Langeweile-Kur schon fast wieder egal. Schade darum. Weiters hätte man auch auf Details Rücksicht nehmen müssen: Der gezeigte „Porno“-Film sah aus wie ein Film aus der Gegenwart jedoch etwas kontrastreicher und Schwarz Weiß. Dabei hätte dem Filmteam doch spätestens beim Dreh der Szene im Kino, wo ein authentischer Film der damaligen Zeit benutzt wird, auffallen müssen, wie so etwas wirklich aussehen muss, um realistisch zu wirken.

Dennoch waren bei Black Dahlia annehmbare Ansätze drinnen und auch Szenen, die ich für sehr gelungen halte wie z.B. die Ich-Perspektive und das dabei mit satirischen Untertönen gezeigte Familien-Szenario, der Boxkampf, die Entdeckung der Hütte in Hollywoodland und deren abgründige Wirkung, die gut aber nicht perfekt eingefangen wurde (da sie durchaus noch unmittelbarer hätte sein können, ein Lynch hätte hier dem Palmenwedler einige Tipps geben können) oder auch so manche – wenn auch ins karikierte Klischee abdriftende – Darstellung der 40er Jahre mit samt ihren Requisiten, die aber doch besser in ein Theater (aber auch wieder nicht in’s Grand Guignol) gepasst hätte.

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